Pädagogischer Ansatz

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche
ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry

pädagogik_1Wir begründen unsere pädagogische Arbeit im Menschenbild Rudolf Steiners. Der Mensch wird als ganzheitliches, körperliches, geistiges und seelisches Wesen betrachtet. Das Kind wird in allen diesen Bereichen angesprochen und bei der Entwicklung seines Denkens, Fühlens und Wollens unterstützt.

Das Kind ist auch ein Sinneswesen, sinnliche Eindrücke werden intensiv wahrgenommen und gestalten in hohem Maß die kindliche Entwicklung mit. Deshalb bieten wir die Pflege der Sinne in allen Sinnesbereichen altersgemäß an. Ebenso gehört ein täglicher, wöchentlicher und jahreszeitlicher Rhythmus zur stützenden Struktur des Kindergartens.

Das Kind im ersten Jahrsiebt lebt noch sehr in der Nachahmung, daraus ergibt sich für die Erziehenden eine grundlegende Bedeutung der inneren Haltung und ihrem äußeren Ausdruck durch Sprache und Gestus gegenüber dem Kind. Im gegenseitigen achtsamen Umgang miteinander sehen wir die Grundlage für eine Zeit des Wachsens und Reifens für Kinder, Eltern und Erzieherinnen.

pädagogik_3Das Kind kommt mit einer großen Kraft, dem Impuls, sich zu entwickeln, auf die Welt. Gleichzeitig ist das Kind in der ersten „Entwicklungszeit“ am abhängigsten von Hilfe und Unterstützung durch uns Erwachsene. Es braucht die unbedingte Achtung seiner Persönlichkeit, aufmerksame Begegnung und die Anerkennung seiner Individualität. Es braucht Orientierung in Raum und Zeit, eine feinfühlige Wahrnehmung seiner Bedürfnisse und liebevolle Versorgung.

Die Entwicklung des Kindes, welche wir mit den im Folgenden aufgeführten Schwerpunkten fördern möchten, wächst jeweils in dreifacher Weise:

  1. An erster Stelle steht das Wachsen der Ich-Kompetenz, das Erkunden, Kennenlernen und Einschätzen der eigenen Person.
  2. Ebenso liegt das Interesse für die Welt vor, das Kind erobert sich die Umgebung nach und nach.
  3. Erst nur aufnehmend und dann immer mehr probierend, tastend und spielend kann es mit seinem gewachsenen Selbstbewusstsein auch die soziale Welt, das Miteinander erforschen.

Pflege

pädagogik_4Um das physische Wachstum des Kindes zu fördern, pflegen und stärken wir seine Leiblichkeit, fördern alle seine Sinne. Wir stellen jedem Kind eine verlässliche Bezugsperson an die Seite, die durch behutsamen Kontakt Bindung und Beziehung aufbaut. Pflege spielt besonders in der Arbeit mit den Kleinkindern eine wichtige Rolle.

Rhythmus

In unserem Kindergarten leben und genießen wir bewusst einen verlässlichen rhythmischen Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresablauf. Durch den Wechsel zwischen freiem Spiel, geführtem Teil, Pflege- und Ruhephasen soll ein Ausgleich zwischen Ein- und Ausatmung, Anspannung und Entspannung geschaffen werden. Rhythmus gibt Halt und Grenze im Physischen, es bilden sich Gewohnheiten. Das Kind kann sich auf sich selbst besinnen und sich dem Moment hingeben. Unser Tagesablauf wird bestimmt durch Lieder, Sprüche, Gebete und immer wiederkehrende Rituale. So erfährt das Kind Sicherheit, Schutz, Halt, Hülle, Geborgenheit, Kraft, Wiedererkennen, Ordnung und Orientierung. Die Woche unterteilt sich sehr deutlich durch das sich wiederholende, jedem Wochentag zugeordnete Frühstück und Mittagessen und durch immer wiederkehrende Aktivitäten wie Backen, Aquarellmalen, Ausflüge und andere Tätigkeiten. Die Jahreszeiten erleben wir zum einen im Garten, wo sich das Kind wie selbstverständlich in der jahreszeitlichen Natur aufhält – zum anderen gestalten wir Jahreszeitentische, wählen Lieder, Geschichten und Puppenspiele jahreszeitgemäß aus. Und natürlich führen uns die schönen großen und kleinen Feste auf besonders einprägsame Weise durch das Jahresgeschehen.

Spiel

pädagogik_8„SPIEL“ sehen wir als das Herzstück unserer Konzeption. Spiel unterliegt keinem vorgegebenen Zweck, keiner äußeren Ordnung und entwickelt sich allein aus dem freien Impuls eines Kindes. Im Spiel durchläuft das Kind alle Entwicklungsstadien, es lernt sich selbst und seine Umwelt kennen, experimentiert und gewinnt die Sicherheit, die es benötigt, um dann soziale Kontakte zu knüpfen und sich in verschiedenen Rollen auszuprobieren. Wir stellen vielfältige Spielmaterialien zur Verfügung: Ständer, Bretter, Tücher, Puppen, Tiere, Geschirr, Steine und Hölzer, Bänder werden vom Kind zu jedem von ihm gedachten „Zweck“ eingesetzt. Regeln und Grenzen sind im Spiel durch entsprechende Vorbilder erlebbar und für ein Kind gut zu begreifen.

Bewegungsdrang

pädagogik_9Unseren Garten verstehen wir in besonderem Maß als Spiel- und Bewegungsort, wo das Kind seinen natürlichen Bewegungsdrang umsetzen kann – durch „handwerkliches“ Spiel wie das Bauen mit Sand, Holz, Steinen und ähnlichen Materialien, aber vor allem durch Klettern auf Bäumen und anderen dafür vorgesehenen Plätzen. Neben dem freien Bewegungsraum bieten wir regelmäßig Eurythmie und Hengstenberg-Turnen an.

Nachahmung

Das Kind lebt in einem, besonders in der Kleinkindzeit starken Nachahmungstrieb. Jedes Erleben, jedes Aufnehmen einer Stimmung, einer Erfahrung setzt ein Kind um in Spiel oder entsprechende Verhaltensweisen. Das Wissen um diese Vorgänge nimmt uns Erwachsene besonders in die Verantwortung – wir bieten dem Kind im Alltag vielfältige Nachahmungssituationen – das Kind kann seine Erzieherin beim Backen, Handarbeiten, Reparieren oder anderen hauswirtschaftlichen Arbeiten erleben – und achten im Zwischenmenschlichen besonders auf unsere innere Haltung und unseren Ausdruck anderen Menschen gegenüber, die wir bewusst kontrollieren und uns so immer weiter selbst schulen.

Religiöse Erziehung

Staunen ist ein Moment der Zeitlosigkeit und der völligen Hingabe, es schafft höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Geschichten, Verse, Gebete, die das Kind immer wieder zum Staunen bringen, kleine alltägliche Wunder wie ein Sonnenstrahl gebrochen im Kristall, der uns den Regenbogen bringt, Zeit und Ruhe, uns selbst zu erfahren und die „kleinen“ Dinge zu betrachten und zu bestaunen, fördern die Entwicklung der Ehrfurchtskräfte, die der Liebe am nächsten stehen und so als Grundlage für Religiosität und Wertschätzung des Lebenden vom Kind erworben werden können. Wir feiern die großen und kleinen jahreszeitlichen Feste und verbinden uns in der Feierlichkeit mit dem Größeren, dem Höheren.

Sprachenentwicklung

Unser Alltag ist erfüllt mit Liedern, Geschichten, Puppenspielen, Reimen und Scherzen. Die Kinder erleben und leben Sprache mit alltäglicher Selbstverständlichkeit. Durch die von uns intensiv geförderten Beziehungen und die starke Bindung, die zwischen Kind und Erwachsenem entsteht, überträgt sich Sprache nebenbei, meist wie von allein. Kinder, bei welchen ein besonderer Förderungsbedarf zu erkennen ist, erhalten von uns eine verstärkte Aufmerksamkeit und gegebenenfalls Förderung im sprachlichen Bereich.