Kurzkonzept

Präambel und Leitbild

Das kleine Kind erlebt die Welt und damit sich selbst. Es erfährt die Welt durch seine Leiblichkeit und möchte sich leiblich damit verbinden, sie mit Freude kennen lernen, Dinge entstehen lassen und selbst Schöpfer sein.
Von uns Erwachsenen hängt ab, wie sich die Umgebung des kleinen Kindes gestaltet. Unser Kindergarten, der auf Grundlage der Waldorfpädagogik bzw. der menschenkundlichen Erkenntnisse Rudolf Steiners arbeitet, möchte die Bedeutung der ersten Lebensjahre für die weitere Entwicklung der Kinder durch ein ganzheitliches Begleiten innerhalb der Kindergartenzeit berücksichtigen.

Das kleine Kind braucht Raum für Sinneserfahrungen in der Natur, mit Farben, Klängen und den verschiedenen Elementen. Erfahrungen welche sein Innenleben bereichern und bewegen können, wecken Weltinteresse beim Kind und die Neugier auf die unterschiedlichen Wesensäußerungen der Welt.

Das kleine Kind braucht den Menschen, denn nur von ihm allein lernt es Mensch zu sein. Jede Gebärde, Stimmung oder Handlung nimmt es tief in sich auf und ahmt diese nach. Für uns ist die Ausführung einer Tätigkeit mit einem Zweck verbunden; für das Kind jedoch ist der Prozess wichtig – es erfährt so Wesenhaftes und das Seelische, das der Erwachsene mitbringt.

Das kleine Kind braucht Berührung, sei es die innere oder die äußere Berührung; es braucht die Begegnung mit den anderen Menschen.

Das, was die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung des Kindes ist, wird am besten mit dem Begriff Liebe zusammengefasst.

Unsere Einrichtung sehen wir in jeder Hinsicht als Unterstützer der wichtigsten Beziehung: der Bindung zwischen Eltern und Kindern. Wir wollen dieser Verbindung dienlich sein und sie (im Auftrag eines Kindergartens) ergänzen. Das Kind braucht Achtung seiner Persönlichkeit, aufmerksame Begegnung und Anerkennung seiner Individualität.
Aus diesen Gesichtspunkten heraus haben wir PädagogInnen gemeinsam mit dem Vorstand ein Leitbild für unsere Arbeit entwickelt:

  • Im Mittelpunkt steht das Kind. Das anthroposophische Menschenbild ist die Grundlage unseres gemeinsamen Wirkens.
  • Wir wollen die Individualität jedes Kindes achten und respektieren sowie eine umfassende Hülle, Halt, Geborgenheit und Schutz vor Reizüberflutung für eine gesunde Entwicklung bieten.
  • Inklusion und Offenheit im Umgang mit allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern haben wir uns zum Ziel gesetzt.
  • Gerade weil wir unseren Platz mitten in der Stadt gefunden haben, wollen wir den Rhythmus, die Kraft der Natur und die großen Sinnzusammenhänge erlebbar machen und nicht zuletzt dadurch die Widerstandskräfte der Kinder stärken.
  • Das Kollegium fördert die Weiterentwicklung der eigenen pädagogischen Fähigkeiten, findet Raum für neue Ideen und Möglichkeiten Ideale umzusetzen.
  • In unserer Gemeinschaft respektieren wir die Einzigartigkeit und erkennen an, dass wir nicht perfekt sein können. Lebendigkeit, Leichtigkeit und Phantasie geben uns Energie.

 

Rahmenbedingungen

Aus einer Elterninitiative heraus wurde 1991 der Waldorfkindergarten Prenzlauer Berg e.V. gegründet. Derzeit betreuen wir in fünf Gruppen 75 Kinder, darunter fünf Integrationskinder. Auch heute noch lebt der Kindergarten zu großen Teilen aus dem Engagement der Eltern.

Das Konzept des Waldorfkindergartens Prenzlauer Berg basiert auf der Waldorfpädagogik; eingeflossen in die Konzepterarbeitung sind die Qualitätsanforderungen des Berliner Bildungsprogramms.

Unser Kollegium setzt sich zusammen aus Erzieher/innen, Sozialpädagoginnen, Heilpädagoginnen und einer Eurythmistin. Außerdem gehören die geschäftsführende Bürofachfrau, der Koch und eine Reinigungskraft dazu. Durch zusätzliche Aus- und Weiterbildungen haben einige Pädagoginnen weitere Qualifizierungen erlangt: z. B. Facherzieherin für Integration und Sprachentwicklungsbegleiterin. Zudem verstehen wir uns als einen Ausbildungskindergarten; PraktikantInnen mit verschiedenen Ausbildungshintergründen (z.B. in der Ausbildung als ErzieherIn oder innerhalb eines Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres) ermöglichen wir, die Waldorfpädagogik und speziell unsere Tätigkeit mit den Kindern kennenzulernen.

Zum Kindergarten gehören zwei Familiengruppen mit Kindern ab zwei Jahren bis zum Schuleintritt, zwei altersgemischte Gruppen mit Kindern ab drei Jahren bis zum Schuleintritt, sowie eine Kleinkindgruppe (Wiegestube). In dieser werden Kinder von 1,5 bis etwa drei Jahren betreut. In den einzelnen Gruppen begleiten die GruppenerzieherInnen die Kinder in der Kernbetreuungszeit von 8.00 bis 15.00 Uhr. Zusätzlich wird am Morgen (7.00 bis 8.00 Uhr) und am Nachmittag (15.00 bis 16.00 Uhr) eine Sammelgruppe angeboten. Während der Berliner Schulferien hat der Kindergarten Schließzeiten: vier Wochen im Sommer, zwischen Weihnachten und Neujahr und eine Woche zu Ostern.

Die Tage in den Familien- und altersgemischten Gruppen sind gegliedert durch einen in jeder Gruppe festgelegten Ablauf von Spiel (drinnen und draußen), Morgenkreis bzw. einem Reigen, gemeinsamen Mahlzeiten und deren Vorbereitung, Geschichte oder Puppenspiel und den Übergangszeiten, wie beispielsweise dem An- und Ausziehen. Während der Spielzeit können die Kinder verschiedene Angebote wahrnehmen wie beispielsweise das Aquarellmalen und das Backen.

Die jüngeren Kinder in der Wiegestube erleben im Kindergarten einen etwas anderen Ablauf, da wir ihrem Bedürfnis nach ausreichendem Schutzraum – auch innerhalb unseres gemeinsam genutzten Gartens – nachkommen wollen. Dennoch gibt es immer wieder Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Kleinen und Großen: im Garten, bei kleinen Besuchen in den jeweils anderen Gruppen oder in einem gemeinsam genutzten Bad. Die Kinder, die über die Mittagszeit hinaus in den Gruppen bleiben, werden zum Schlafen bzw. Ausruhen begleitet.

Die Grundlage der Zusammenarbeit mit den Eltern im Kindergarten ist das Vertrauen zwischen den Eltern und dem Kollegium und ein achtsamer und respektvoller Umgang miteinander. Am Erziehungs- und Bildungsprozess der Kinder sind immer mehrere Erwachsene beteiligt. Das zwischen ihnen eine fruchtbare und partnerschaftliche Zusammenarbeit stattfindet, ist eine wesentliche Bedingung des Gelingens der Erziehungs- und Bildungsarbeit. Die Pflege der Zusammenarbeit mit den Eltern ist für uns deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil unserer pädagogischen Tätigkeit. Gemeinsam feiern wir Feste mit Eltern und Kindern. Außerdem ermöglichen und bereichern die Eltern durch ihre Mitarbeit in verschiedenen Kreisen und Gremien den Alltag und die Organisation des Kindergartens. Desweiteren laden wir die Eltern zu Elternabenden ein und führen regelmäßig Gespräche zur Entwicklung des jeweiligen Kindes.

Das Kollegium des Kindergartens bedient sich verschiedener Möglichkeiten, sich gegenseitig zu beraten, auszutauschen und die geleistete Arbeit zu dokumentieren, um sie nachhaltig und zukunftsorientiert zu gestalten, so z.B. durch gemeinsam durchgeführte Kinderbeobachtungen oder der Rückblick auf Feste.

Der Kindergarten pflegt eine Zusammenarbeit mit anderen waldorfpädagogischen Einrichtungen, insbesondere den umliegenden Waldorfkindergärten und den Waldorfschulen Mitte, Am Prenzlauer Berg und Kreuzberg.

Dem Kindergarten angegliedert ist das Familienzentrum Honigpumpe. Dies ist ein Ort, der es Familien über den Kindergarten hinaus ermöglicht, ein soziales Netz um die junge Familie zu bauen, Begegnungen Raum zu geben und den Austausch, auch zwischen den Generationen, zu fördern.

Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit

Das frühkindliche Spiel ist das Herzstück unserer pädagogischen Arbeit. Das wirklich freie Spiel des Kindes zu ermöglichen, es zu pflegen und sich entwickeln zu lassen, ist wohl unser größtes Anliegen. Gemeint ist das Spiel, bei welchem das Kind – altersentsprechend – seine ganz eigenen Impulse verwirklichen kann. Hier ist das Kind eins mit sich selbst, unterliegt keiner äußeren Ordnung, keinem vorgegebenem Zweck, keiner Weisung, sondern folgt nur dem eigenen Drang. Innerhalb der Spielentwicklung lernt das Kind, sich selbst genug zu sein, und eine eigene Welt, einen Innenraum in sich selbst entstehen zu lassen.

In unserem Kindergarten leben und genießen wir bewusst einen verlässlichen rhythmischen Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresablauf. Durch den Wechsel zwischen freiem Spiel, angeleiteten Teilen, Pflege- und Ruhephasen soll ein Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung geschaffen werden. Rhythmus und Rituale geben Halt und Grenze im Physischen, es bilden sich Gewohnheiten. Das Kind kann sich auf sich selbst besinnen und sich dem Moment hingeben; es erfährt Sicherheit, Schutz, Halt, Hülle, Geborgenheit, Kraft, Wiedererkennen, Ordnung und Orientierung.

Wir begleiten die Kinder bei der Bildung sozialer Fähigkeiten. Dazu gehören auch verlässliche Beziehungen, Sicherheit und Geborgenheit, Vertrauen in die Menschen, um mit wachsender Sozialkompetenz Andere wahrzunehmen und auf sie zuzugehen.

Darüber hinaus wird mit einer achtsamen Pflege all das was Kontakt, Dialog, Begegnung, Bindung und Beziehung ausmacht, aufgebaut, gepflegt und entwickelt.

Weitere Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit liegen bei künstlerischen Tätigkeiten und Musik, wie beispielsweise beim Singen und der Eurythmie, der Sprachentwicklung, der Bewegung, einer gesunden Ernährung, dem Naturerleben – dies insbesondere innerhalb unseres Gartens, innerhalb von altersgemäßen Projektarbeiten, bei denen unser Ansatz ist, das Kind im Entdecken der Welt zu unterstützen (Bsp.: Tätigkeiten im Garten und kleine handwerkliche Arbeiten). Weiterhin finden religiöse Aspekte Eingang in unseren Alltag mit den Kindern, wie beispielsweise durch das Feiern christlicher Jahresfeste und das Sprechen von Tischgebeten.

Integration/Inklusion

Inklusion hat für uns eine soziale, pädagogische und rechtliche Bedeutung: Im sozialen Sinn meint Inklusion, dass jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen. Dies gilt für Menschen mit Beeinträchtigungen genauso, wie für Menschen anderer Ethnien oder Nationalität. Daraus wiederum ergibt sich kein Sonderrecht für eine bestimmte Menschengruppe, sondern bringt ein für alle Menschen geltendes Verständnis zum Ausdruck.

Im pädagogischen Sinn ist Inklusion die Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt in Bildung und Erziehung. Grundelement des Menschseins ist es, unvollkommen zu sein; so sind wir zeitlebens auf einem Entwicklungsweg. Aus diesem Grund verstehen wir Inklusion auch als einen stetigen Prozess, an dem wir fortwährend arbeiten und gestalten.

Viele weitere Informationen zu unserem Kindergarten und dem Familienzentrum Honigpumpe finden Sie sind auf der jeweiligen Internetseite:

www.waldorfkindergarten-prenzlauerberg.de
www.familienzentrum-honigpumpe.de